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Impulstext Vierter Fastensonntag
by Hermann Koerner 21 Mär '20

21 Mär '20

Liebe (Alt-)Cusanerinnen und -Cusaner, im Anhang findet ihr bereits den Impulstext für morgen. Morgen wird außerdem erstmalig ein Dokument mit kurzen Impulstexten zu den Tageslesungen der kommenden Woche über diesen Verteiler versandt. Wir wünschen euch aus unseren respektiven Quarantäneorten einen gesegneten vierten Fastensonntag. Hermann Körner (für die GeiKo) -- Geistliche Kommission (GeiKo) der Stipendiatinnen und Stipendiaten des Cusanuswerks 2019-20 Benjamin Mausolf, Hermann Körner, Vera Scheuermeyer geiko(a)cusanus.net

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Impulstext Dritter Fastensonntag
by Hermann Koerner 14 Mär '20

14 Mär '20

Liebe (Alt-)Cusanerinnen und -Cusaner, im Anhang findet ihr bereits den Impulstext für morgen. Wir wünschen euch damit in dieser ungewohnten Zeit einen gesegneten dritten Fastensonntag. Hermann Körner (für die GeiKo) -- Geistliche Kommission (GeiKo) der Stipendiatinnen und Stipendiaten des Cusanuswerks 2019-20 Benjamin Mausolf, Hermann Körner, Vera Scheuermeyer geiko(a)cusanus.net

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Impulstext Zweiter Fastensonntag
by Hermann Koerner 07 Mär '20

07 Mär '20

Liebe (Alt-)Cusanerinnen und -Cusaner, im Anhang findet ihr bereits den Impulstext für morgen. Wir wünschen euch damit einen gesegneten zweiten Fastensonntag. Hermann Körner (für die GeiKo) -- Geistliche Kommission (GeiKo) der Stipendiatinnen und Stipendiaten des Cusanuswerks 2019-20 Benjamin Mausolf, Hermann Körner, Vera Scheuermeyer geiko(a)cusanus.net

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Brandstifter
by Phillip Fuhrmann 01 Apr '18

01 Apr '18

(Copyright Cornelius Sturm) „Manche Menschen wollen die Welt brennen sehen.“ Was mir meist als ironischer Spruch begegnet, ist zynische Realität. Brandstifter haben viele Fans und werden mit großen Mehrheiten gewählt. Fast täglich gibt es neue Brandreden und Brandherde. Sie hinterlassen verbrannte Erde – ganz real in Kriegs- und Krisengebieten, aber auch im übertragenen Sinne: Traumata, Vorurteile und Hass. Auch Katholiken wollen die Welt brennen sehen. Jedenfalls werde ich regelmäßig in Predigten, Impulsen und Liedern zum Brennen aufgefordert: „Brandstifter sollen wir werden: Brandstifter, nicht Feuerwehr!“ Und Jesus selbst sagt, er sei gekommen, „um Feuer auf die Erde zu werfen“ und nicht, „um Frieden zu bringen […], sondern Spaltung“ (Lk 12,49f). Für den Theologen Klaus Berger beweist diese Stelle, dass Jesus realistisch dachte: „Wer ein wenig von der Welt versteht, weiß, dass Wahrheit erkämpft werden muss“ (Berger, 2004, 393). Wenn ich den Brandredner Jesus beim Wort nehme, muss ich mich nicht nur fragen „Wofür brenne ich?“, sondern auch „Wie brenne ich?“ Die Grenze zwischen Begeisterung und Fanatismus ist oft schwer zu erkennen. Was unterscheidet mein Feuer von den vielen, die die Welt verbrennen? _______________ Die Fastenimpulse 2018 schicken – im Zeichen des anstehenden 101. Katholikentags – Münsteranerinnen und Münsteraner auf die ganz individuelle Suche nach dem Frieden. Der heutige Impuls stammt von Cornelius Sturm. Cornelius ist Stipendiat der Promotionsförderung, lebt in Münster und beschäftigt sich – ganz unabhängig vom Katholikentag – mit friedensethischen Themen.

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Top 1-3: Weltfrieden, ein Pony, eine Superkraft
by Phillip Fuhrmann 25 Mär '18

25 Mär '18

„Was wünscht du dir am meisten? _________________________“ Sollte ich eine Statistik darüber führen, welche Antwort auf diese Frage in meinem alten Freundebuch die mit Abstand häuﬁgste war, dann wäre es der mit kindlichen Großbuchstaben geschriebene „WELTFRIEDEN“. So ist dies auch die Antwort auf meiner Seite. Egal ob noch kindlich naiv oder logisch fundiert, dieses Grundbedürfnis nach Frieden scheint doch von klein auf tief verankert zu sein. Nur: Was macht es mir so schwer? Dass ich nicht mir nichts dir nichts den Weltfrieden erzwingen kann, liegt auf der Hand. Aber auch im kleinen Maßstab ist es oft eine sehr große Überwindung, Unfrieden in Frieden zu verwandeln. Dabei ist die höchste Hürde häuﬁg nicht unser friedloses Wesen, sondern die Schwierigkeit liegt in der Vergebung. Vergebung als Voraussetzung für Frieden. Egal, ob ich mich mit mir selbst streite, mich über einen Freund ärgere, der schon wieder zu spät dran ist, oder den Politikern vorwerfe, in der letzten Zeit nur Chaos gestiftet zu haben: Der entscheidende Schritt vom Unfrieden zum Frieden führt über Vergebung. Die Luxemburger Kommission „Justitia et Pax“ der katholischen Kirche zehn Thesen zur Vergebung entwickelt: 1. Vergebung kann ein langer Prozess sein. 2. Vergebung ist nicht von einem Geständnis abhängig. 3. Vergebung erfordert keine übereinstimmende Auﬀassung von der Vergangenheit. 4. Vergebung bedeutet, mein Recht auf Rache loszulassen. 5. Vergebung bedeutet nicht Vergessen. 6. Vergebung bedeutet, das Unrecht nicht immer wieder zur Sprache zu bringen. 7. Vergebung bedeutet nicht, das Verhalten einer anderen Person zu entschuldigen. 8. Vergebung bedarf vorab einer Entscheidung. 9. Vergebung bedeutet nicht unbedingt, erneut zu vertrauen. 10. Vergebung ist Voraussetzung für Neuanfang. Könnte ich diesen Thesen noch eine elfte hinzufügen, so wäre es: 11.Vergebung stiftet Frieden. Ich möchte diese Fastenzeit nutzen, um bewusst in Auseinandersetzungen mit mir und anderen Stolz und Trotz zu überwinden, und mich im Vergeben zu üben. Ich möchte versuchen, meinem Freundebuch-Wunsch damit ein kleines Stück näher zu kommen. _______________ Die Fastenimpulse 2018 schicken – im Zeichen des anstehenden 101. Katholikentags – Münsteranerinnen und Münsteraner auf die ganz individuelle Suche nach dem Frieden. Der heutige Impuls stammt von Rike Klein. Sie ist Mitglied der Geistlichen Kommission 2017/18, lebt seit 3 Semestern in Münster und studiert dort Medizin.

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Wege zum Frieden
by Gregor Christiansmeyer 18 Mär '18

18 Mär '18

Auf der Suche nach Frieden. Jeden Tag. Menschen auf dieser Suche durfte ich auf meiner Auslandsakademie in der Ukraine begegnen: Geistliche, die nach Trost suchen für diejenigen, die in Gefechten körperliche und seelische Verletzungen erlitten und erleiden. Kirchengemeinden, die mit Suppenküchen, Kleiderkammern und kostenloser medizinischer Betreuung die Not vor Ort lindern. Ehemalige Bewohner der Region Tschernobyl, die fern ihrer ursprünglichen Heimat ein neues Leben beginnen mussten, ohne die Vergangenheit vergessen zu können. Mitarbeiter der OSCE, die durch ihre genauen Beobachtungen und akribischen Dokumentationen ein wenig Licht in das Chaos der Propaganda bringen. Künstler und Schriftsteller, die die Ängste und Sehnsüchte ihrer Mitmenschen kennen und ihnen durch ihre Arbeit eine Stimme geben. Professoren, die all ihre Hoffnung in die junge Generation setzen und ihre Studenten für das Ringen um eine bessere Zukunft vorzubereiten versuchen. Junge Menschen, die die Hoffnungslosigkeit nicht akzeptieren wollen. All diese Menschen sind auf der Suche nach Wegen zum Frieden. Ihre Wege sind unterschiedlich und selten gradlinig, einige sind vielleicht auch Irrwege. Hinter ihrer Suche spürt man mal große Unzufriedenheit und Verzweiflung, mal Aufbruchsstimmung und Hoffnung … … genau wie bei uns. Gehen wir ihnen entgegen! ______________________ Die Fastenimpulse 2018 schicken – im Zeichen des anstehenden 101. Katholikentags – Münsteranerinnen und Münsteraner auf die ganz individuelle Suche nach dem Frieden. Heute teilt Paula Ballmaier ihre Gedanken, die auf den Erfahrungen der Auslandsakademie Ukraine 2017 fußen, mit uns. Paula studiert in Münster Medizin.

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„Ich habe keine Beine, ich kann nicht suchen.“
by Gregor Christiansmeyer 11 Mär '18

11 Mär '18

(c) Josh Harner, 08.05.2013 (Pulitzer Preis 2014) Im Kreuzgang des Münsteraner Domes ist eine Statue des gekreuzigten Jesus angebracht. Das ist wahrlich nichts Besonderes für eine katholische Kirche, allerdings fehlen diesem Christus seit einem Bombenangriff 1944 die Arme. Anstatt die Statue nach dem Krieg zu restaurieren, entschied die Domgemeinde sich, sie stattdessen um einen Satz zu ergänzen: „Ich habe keine anderen Hände als die Euren." - Ein Auftrag, eine Mahnung an die Gemeinde, ja an alle Christinnen und Christen, dass Gottes Reich und Frieden nur durch uns möglich wird. Wir müssen zu _Friedenssuchenden_ werden, an die Orte gehen, die Frieden bedürfen und mit unseren Händen diesen Frieden schaffen. Es ist eine Aufgabe, die Bewegung bedarf, ein Herausgehen aus dem Gewohnten, aus sich selbst. ---------------- Am 15. April 2013 gegen 14:50 Uhr nähert Jeff Bauman sich der Ziellinie des traditionsreichen Boston-Marathons - 42,195 km liegen beinahe hinter ihm, im Ziel wartet seine Lebensgefährtin, er ist stolz. In diesem Moment erschüttern kurz nacheinander zwei Detonationen die Boylston Street im Herzen Bostons, zwei Schnellkochtöpfe, verwandelt in tödliche Bomben. Bauman ist im direkten Umfeld einer dieser Explosionen - er überlebt, aber seine Beine werden zerfetzt, sind verloren und das, was von ihnen übrig ist, wird kurze Zeit später amputiert. Der Fotograf Josh Harner hat Baumans Schicksal in den Wochen nach dem Attentat begleitet - für seine Fotoreportage hat er den renommierten Pulitzer-Preis gewonnen. Eines der Bilder der Reportage zeigt Bauman auf seinem Rücken liegend, die Arme weit ausgebreitet, die Beine - nicht mehr da, weggesprengt. Ich weiß nicht, wie Jeff Bauman zu Jesus steht, ob er ihm jemals Halt gegeben hat oder das noch immer tut. Trotzdem lässt mich das Bild, das Josh Harner von ihm geschossen hat, genau wegen dem Kontrast zur Münsteraner Jesusstatue nicht los, seit ich das Bild in einer Ausstellung sah. ---------------- Das Fehlen von Jeff Baumans Beinen ist mehr als nur ein physisches Symbol dafür, wie schwer es ihm fallen muss seine Hände im Namen der Botschaft Jesu zu benutzen, zum Friedenssucher zu werden. Unfrieden, ungerechte, sinnlose Gewalt hat sein Leben grundlegend verändert, hätte es ihm beinahe geraubt. Niemand könnte es ihm verdenken, wenn er eben nicht Frieden suchen würde, sondern nun selbst erfüllt wäre von Hass, von dem Wunsch nach einer Vergeltung. Und so scheint Bauman dort zu warten - darauf, dass der Frieden vielleicht ihn findet. Dass er versteht, warum gerade er Opfer dieses Unfriedens wurde, dass er realisiert, was ihm an diesem 15. April wiederfahren ist. Was hätte dieser Mensch alles bewirken können und wollen? Wo hätte er Frieden schaffen können, wäre ihm selbst nicht Unfrieden geschehen? -Wie viele Menschen sind wohl aus diesen Gründen nicht in der Lage, Frieden zu suchen und zu schaffen? Jeff Bauman kämpft, er bekommt Prothesen und schon wenige Wochen später, verlässt er das Krankenbett. Josh Harners Fotografien dokumentieren, wer ihm in dieser Zeit hilft: Seine Freundin, seine Mutter, Freunde, Physiotherapeuten und Ärzte. Es sind ihre Hände, ihre Liebe, die an ihm wirken und ihm - hoffentlich Frieden zurückbringen und ihm die Chance geben auch die eigenen Hände wieder zu benutzen, aus dem Gefängnis der Gedanken auszubrechen, wieder zu „Handeln" und so vielleicht - in einem neu gewonnenen Leben - Frieden zu suchen. Für sich selbst und für andere. Diese Gedanken sollen kein Blanko-Scheck für Passivität sein - für die augenscheinliche Rechtfertigung „Ich habe keine Beine außer die euren - ich kann nicht suchen, ihr müsst zu mir kommen." Aber dennoch ist es meine Hoffnung, dass das „Entgegenkommen" des Advents, aber auch dieser Fastenzeit ein ernst gemeintes Versprechen ist, für all die Momente in denen ich mich gefesselt fühle. Umso mehr aber auch für alle Menschen, deren Suche weggesprengt wurde, die sich einfach nicht vorstellen können, jemals wieder selbst zu suchen und in eine Aussichtslosigkeit, ein scheinbar ewiges Warten verfallen. ______________________ Die Fastenimpulse 2018 schicken - im Zeichen des anstehenden 101. Katholikentags - Münsteranerinnen und Münsteraner auf die ganz individuelle Suche nach dem Frieden. Heute teilt Nils Stockmann seine Gedanken. Nils studiert in Münster Politikwissenschaft und ist von Seiten der KSHG Münster in die Organisation des diesmal besonderen Angebotes für Studierende beim Katholikentags mit eingebunden.

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Über die Suche nach dem Frieden und ein paar Bienen
by Gregor Christiansmeyer 04 Mär '18

04 Mär '18

Auf der Suche nach dem Frieden bin ich in Mexiko gelandet. Genau, dem Land, in dem es geschätzte 98% Straflosigkeit gibt, Frauen, Gewerkschaftler*innen und Journalist*innen umgebracht werden, weil sie zu laut Kritik geäußert haben oder einfach ihr Leben leben wollen. Gelandet bin ich bei den Abejas, den Bienen, die zu denen gehören, die sich nicht nehmen lassen, Kritik zu äußern. Die radikalpazifistische Organisation gibt es seit 1992. Sie bauen in ihren Dörfern eine basisdemokratische Selbstverwaltung auf. Mittlerweile haben sie Social Media-Kanäle, ein eigenes Schul- und Gesundheitssystem und arbeiten mit anderen widerständigen indigene Gruppen zusammen. Sie sind katholisch. 1992 war kein Weihnachtsfest wie jedes andere für die Abejas. Kurz vor Weihnachten, am 22. Dezember, versammelte sich das ganze Dorf in der Kirche. Sie hatten Angst. Bisher waren es nur Drohungen gewesen, doch am 22. Dezember kamen sie wirklich. Sie kamen und durchlöcherten die Kirchenmauer und 45 Menschen mit den Kugeln aus den Maschinenpistolen, die ihnen vermutlich das offizielle mexikanische Militär gab. Guadalupe war damals noch klein. „Der 22. Dezember 1997 hat mich verändert. An diesem Tag bin ich eine Frau geworden.“ Im Ausschnitt des Dokumentarfilms „Flores en el desierto“, aus dem ich das Zitat übernommen habe, sagt sie auch: „Viele sagen mir, ich soll endlich vergessen, was passiert ist, Doch, Gott sei Dank, habe ich den Mut und die Würde, um zu erzählen, was passiert ist.“ Auch heute noch läuft Guadalupe Luna Vázquez, mittlerweile Abgeordnete des nationalen indigenen Regierungsrats, jeden Tag an der Kirche vorbei, in der neun ihrer Familienmitglieder erschossen wurden. Sie macht nicht die Paramilitärs für das Massaker verantwortlich. Die wohnen teilweise im Nachbardorf und wichtiger – „sie haben auch Hunger. Für Gefälligkeiten wie Morde gibt die Regierung Sozialleistungen, Zugang zu Gesundheitsversorgung oder Bildung.“ Die Abejas lehnen sowohl die Waffen als auch die Sozialleistungen des mexikanischen Staates ab. Ich bewundere sie, wie sie es schaffen, so viel Kraft aus ihrem Glauben zu schöpfen. Sie lassen sich nicht einschüchtern und suchen weiter Frieden für sich und ihre Angehörigen, die 1997 erschossen wurden. Wenn ich Frauen wie Guadalupe sehe, verstehe ich ein bisschen mehr, dass es möglich sein kann, nicht zu verzagen. „Frieden, Frieden, hinterlasse ich Euch. Meinen Frieden gebe ich Euch. Euer Herz verzage nicht.“ (Gebet aus Taizé) _____________ Die Fastenimpulse 2018 schicken – im Zeichen des anstehenden 101. Katholikentags – Münsteranerinnen und Münsteraner auf die ganz individuelle Suche nach dem Frieden. Der heutige Impuls stammt von Katharina Theißing. Katha ist im Münsterland aufgewachsen und hat Spanisch und Politikwissenschaft studiert. Zurzeit ist sie über den Carea e.V. als Menschenrechtsbeobachterin unter anderem in der beschrieben Gemeinde Acteal unterwegs.

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Über die Suche nach dem Frieden und ein paar Bienen
by Gregor Christiansmeyer 04 Mär '18

04 Mär '18

Auf der Suche nach dem Frieden bin ich in Mexiko gelandet. Genau, dem Land, in dem es geschätzte 98% Straflosigkeit gibt, Frauen, Gewerkschaftler*innen und Journalist*innen umgebracht werden, weil sie zu laut Kritik geäußert haben oder einfach ihr Leben leben wollen. Gelandet bin ich bei den Abejas, den Bienen, die zu denen gehören, die sich nicht nehmen lassen, Kritik zu äußern. Die radikalpazifistische Organisation gibt es seit 1992. Sie bauen in ihren Dörfern eine basisdemokratische Selbstverwaltung auf. Mittlerweile haben sie Social Media-Kanäle, ein eigenes Schul- und Gesundheitssystem und arbeiten mit anderen widerständigen indigene Gruppen zusammen. Sie sind katholisch. 1992 war kein Weihnachtsfest wie jedes andere für die Abejas. Kurz vor Weihnachten, am 22. Dezember, versammelte sich das ganze Dorf in der Kirche. Sie hatten Angst. Bisher waren es nur Drohungen gewesen, doch am 22. Dezember kamen sie wirklich. Sie kamen und durchlöcherten die Kirchenmauer und 45 Menschen mit den Kugeln aus den Maschinenpistolen, die ihnen vermutlich das offizielle mexikanische Militär gab. Guadalupe war damals noch klein. „Der 22. Dezember 1997 hat mich verändert. An diesem Tag bin ich eine Frau geworden.“ Im Ausschnitt des Dokumentarfilms „Flores en el desierto“, aus dem ich das Zitat übernommen habe, sagt sie auch: „Viele sagen mir, ich soll endlich vergessen, was passiert ist, Doch, Gott sei Dank, habe ich den Mut und die Würde, um zu erzählen, was passiert ist.“ Auch heute noch läuft Guadalupe Luna Vázquez, mittlerweile Abgeordnete des nationalen indigenen Regierungsrats, jeden Tag an der Kirche vorbei, in der neun ihrer Familienmitglieder erschossen wurden. Sie macht nicht die Paramilitärs für das Massaker verantwortlich. Die wohnen teilweise im Nachbardorf und wichtiger – „sie haben auch Hunger. Für Gefälligkeiten wie Morde gibt die Regierung Sozialleistungen, Zugang zu Gesundheitsversorgung oder Bildung.“ Die Abejas lehnen sowohl die Waffen als auch die Sozialleistungen des mexikanischen Staates ab. Ich bewundere sie, wie sie es schaffen, so viel Kraft aus ihrem Glauben zu schöpfen. Sie lassen sich nicht einschüchtern und suchen weiter Frieden für sich und ihre Angehörigen, die 1997 erschossen wurden. Wenn ich Frauen wie Guadalupe sehe, verstehe ich ein bisschen mehr, dass es möglich sein kann, nicht zu verzagen. „Frieden, Frieden, hinterlasse ich Euch. Meinen Frieden gebe ich Euch. Euer Herz verzage nicht.“ (Gebet aus Taizé) _____________ Die Fastenimpulse 2018 schicken – im Zeichen des anstehenden 101. Katholikentags – Münsteranerinnen und Münsteraner auf die ganz individuelle Suche nach dem Frieden. Der heutige Impuls stammt von Katharina Theißing. Katha ist im Münsterland aufgewachsen und hat Spanisch und Politikwissenschaft studiert. Zurzeit ist sie über den Carea e.V. als Menschenrechtsbeobachterin unter anderem in der beschrieben Gemeinde Acteal unterwegs.

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